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Mit Tourenskiern durch die Hohen Tauern

vom 20.04. bis 24.04.2022

20.04.2022

Tourenleiter: Haslbeck Ludwig
Teilnehmer: 3

Am Ostersonntag starteten drei Skibergsteiger eine außergewöhnliche Skitour.
Schon die Anreise in die Berge war für uns ungewöhnlich. Mit dem Zug fuhren wir von Dingolfing über Salzburg nach Zell am See. Dort stiegen wir in die Pinzgauer Lokalbahn nach Krimmel um. Weil letztes Jahr ein Murenabgang einen Teil der Bahnstrecke verschüttet hatte, mussten wir in Niedernsill in den Bus umsteigen. Um 6:23 Uhr waren wir in Dingolfing gestartet und um 13:45 Uhr stiegen wir bei den Krimmler Wasserfällen nach einer entspannten Anreise aus dem Bus. Nun stand noch ein gut drei Stunden langer Fußweg vorbei an den imposanten Wasserfällen der Krimmler Ache auf der Agenda. Die Skier und Skischuhe mussten an die mit Seil, Steigeisen, Pickel und Gurtzeug ohnehin schon schwer bepackten Rucksäcke geschnallt werden. Die vielen Wanderer an den Wasserfällen blickten uns verwundert nach und fragten sich wohl: Wo wollen die den noch Skifahren? Im Krimmler Tauernhaus wurden wir schon als letzte Gäste der Wintersaison erwarte.
Am Ostermontag war zunächst für eine weitere Stunde Skitragen angesagt. Wir gingen weiter taleinwärts nach Süden. Als der Anstieg zur Warnsdorfer Hütte begann, konnten wir endlich die Skier anschnallen. Vorbei an der Hütte stieg wir zügig zur Gamsspitz auf. Nach einer kurzen Gipfelpause gingen wir noch weiter hinauf auf das Maurertörl auf 3104 Meter. Die Abfahrt Richtung Norden über die Gletscher des Obersulzbachkees war bei bestem Pulverschnee ein erster Höhepunkt der Tour. Unten angekommen mussten wir leider noch der "always most fucking" Gegenanstieg hinauf zur Kürsinger Hütte bewältigen. Nach 1900 Höhenmeter und 19 Streckenkilometern erreichten wir das Tagesziel.
Die Wetterprognosen für den Dienstag machte uns ein wenig Sorgen. Schlechte Sicht, Schneefall und starker Wind war vorhergesagt. Der Wetterbericht sollte recht bekommen. Trotzdem starteten wir am nächsten Morgen Richtung Großvenediger. Nach kurzer Zeit mussten wir einsehen, dass es bei den Bedingungen einfach keinen Sinn machte weiter aufzusteigen. Auf der Hütte war neben uns nur noch eine Frauengruppe aus Südtirol mit ihrer Bergführerin, die ebenfalls den Schlechtwettertag dort aussitzen mussten. Eine der Frauen war Musiklehrerin, ausgezeichnete Gitarrenspielerin und Sängerin. Sie verfügte über ein schier unerschöpfliches Repertoire an Liedern und animierte alle zum Mitsingen. So wurde uns der Schlechtwettertag zum reinsten Vergnügen.
Am Mittwochmorgen hatte sich das Wetter beruhigt und der Gletscher hinauf zum Großvenediger war mit 15 Zentimeter Neuschnee bedeckt. Einen Großteil der Strecke durften wir spuren, das machte zwar Spaß aber wegen der Gletscherspalten hatten wir doch ein mulmiges Gefühl dabei. Gegen Mittag erreichten wir den 3660 Meter hohen Gipfel. Auf Anraten der Südtiroler Bergführerin (wegen der geringen Schneeauflage in dem Winter) fuhren wir nicht den Normalweg Richtung Neue Prager Hütte, sondern durch das Untersulzbachtörl und das Viltragenkees hinunter ins Gschlößtal. Wieder bei bestem Schnee war die sehr lange Abfahrt ein Traum. Während der letzten Wegstunde hinaus zum Matreier Tauernhaus durften sich die Skier wieder am Rucksack ausruhen. Nach 1200 Höhenmetern rauf 2200 runter und 23 Streckenkilometern war das Tagesziel erreicht.
Für die nächst Etappe am Donnerstag hatten wir zwei Möglichkeiten. Entweder den direkten südseitigen Anstieg, was wieder Skitragen bedeutet hätte oder den Nordseitigen. Wir entschieden uns für den nordseiteigen Anstieg. Dazu mussten wir durch den Felbertauern Tunnel kommen. Zum Glück gibt es einen Fahrrad-Shuttle Service durch den Tunnel, den auch Skitourengeher nutzen können. Für 6 Euro pro Person wurden wir durch den Tunnel chauffiert. Tatsächlich konnten wir am nordseitigen Tunnelportal direkt mit den Skiern losgehen. Zuerst recht flach das Amertal hinein, dann kam eine unangenehme, weil mit einer sehr harten Schneeauflage versehenen Steilstufe. Oben im Finsterkar fanden wir wieder Pulverschnee vor. Vorbei am Amertaler See, spurten wir hinauf zur Amertaler Scharte. Über unberührte Hänge konnten wir einige Hundert Höhenmeter runterfahren, bevor wir den finalen Anstieg zur Granatspitzscharten in Angriff nahmen. Wegen der langen Wegstrecke ein zähes Stück Arbeit. Oben angekommen war das Tagesziel, die Rudolfshütte in Sicht. Bei der Abfahrt leisteten wir uns noch einen kleinen "Verhauer". Wir war einigen Abfahrtsspuren gefolgt, die weniger befahrenen Hängen zusteuerten, mit dem Ergebnis, dass wir plötzlich vor einem Felsabbruch stand der mit den Skiern nicht zu fahren war. Also kamen die Skier wieder an den Rucksack und wir mussten 10 Meter abklettern. Nach dem Hindernis war der Weg runter zum Weisssee frei. Den kurzen Gegenanstieg rauf zur Rudolfshütte konnten wir bequem und kostenlos mit einem Schlepplift bewältigen. Die Bezeichnung Hütte ist aber hier leicht irreführend. Bei der Unterkunft handelt es sich vielmehr um ein großes Berghotel mit Hallenbad, Sauna, Kletterwand und 4 Sterne-Komfort. Nach den beschaulichen Hütten mit wenigen Gästen in den vergangenen Tagen war das vollbesetzte Berghotel schon ein leichter Kulturschock. Das reichhaltige Essen am Abendbuffet entschädigte uns wenig für den Trubel. Nach dem Abendessen spielte sogar noch eine Band zum Tanz auf. Dafür waren wir aber dann doch zu müde. 1700 Höhenmeter und 12 Streckenkilometer, mit zum Teil anstrengender Spurarbeit, forderten ihren Tribut.
Am Freitag fuhren wir auf den letzten Schneeresten der Skipisten runter zum Enzingerboden. Von dort wollten wir mit dem Skibus nach Uttendorf fahren, mussten aber leider feststellen, dass der Busbetrieb vor ein paar Tagen eingestellt wurde. Also mussten wir tief in den Geldbeutel greifen und ein Taxi ordern. In Uttendorf stiegen wir in den Bus nach Niedernsill. Mit der beschaulichen Pinzgaubahn fuhren wir dann wieder nach Zell am See. Am Fahrkartenschalter erörtert eine nette Bedienstete, dass die Heimfahrt für uns zumindest bis zur Grenze nach Bayern kostenlos ist und ab der Grenze könne man mit dem Bayernticket nach Dingolfing reisen. Das Bundesland Salzburg wollte damit nicht die Leistung der Skibergsteiger würdigen und belohnen, vielmehr handelte es sich an dem Freitag um einen sogenannte "Benzin Freitag". An dem können alle Buse, S-Bahnen und Regionalzüge kostenlos genützt werden. Somit waren die teuren Taxikosten mehr als wett gemacht. Um 18 Uhr kamen wir ausgeruht in Dingolfing an.
Insgesamt haben wir bei der Durchquerung 5700 Höhenmeter im Aufstieg und 69 Streckenkilometer zurückgelegt. Es war manchmal anstrengend aber die vielen schönen Erlebnisse und Begegnungen werden in Erinnerung bleiben. 2024 wird es wieder eine Skidurchquerung der Hohen Tauern geben. Denn dann ist der Heimatort Loiching von Skitourenführer Ludwig Haslbeck an das Dingo-Busnetz angeschlossen und die Hohen Tauern sind noch leichter mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.