Nach einigen Jahren der Abstinenz machten wir wieder Hochtouren in der Schweiz. Beim Hochtourenführer Ludwig Haslbeck ist ein Bausparvertrag zuteilungsreif geworden, dass veranlasste ihn wieder Touren in der Schweiz zu planen. Nein, ganz so teuer ist das Bergsteigen in der Schweiz nicht, aber im Vergleich zu Österreich oder Italien schon kostspieliger. Alphubel, Täschhorn und Zinalrothorn standen auf der Wunschliste. Die Tourenwoche begann am Sonntag 18.07.21 mit einer ganz entspannten Anreise nach Täsch im Mattertal. Der kurze Aufstieg zur Täschhütte war nach der langen Fahrt ein angenehmer Spaziergang. Die Hütte wurde 2008 renoviert und bietet Komfort, den man auf 2700 Metern Höhe nicht erwarten würde. Am Montag war als Eingehtour der Alphubel geplant. Die Gletschertour ist nicht sehr schwierig, nur einmal mussten wir eine 40° steile Eisflanke über den Südostgrad bewältigt. Bei bestem Bergwetter, das die ganze Woche über anhalten sollte, standen wir nach fünf Stunden gemächlichen Aufstiegs auf dem 4206 Meter hohen Gipfel. Das Panorama, bestehend aus Täschhorn, Zinalrothorn, Weisshorn, Laginhorn, Weissmies und natürlich dem beeindruckenden Matterhorn war einfach unglaublich. Wir konnten uns Zeit lassen, weil wir nur noch 400 Höhenmeter über den Nordgrat zum Mischabeljoch absteigen mussten. Im dortigen Biwak war die nächste Übernachtung geplant. Aufgrund der enormen Schneefälle in der Vorwoche war der Abstieg aber sehr anspruchsvoll. In der Führerliteratur steht, dass man den Felsgrat hinunter klettern kann, bei Schnee und Eis aber besser abseilen sollte. Durch den vielen Schneefall in der Vorwoche waren aber keine Abseilfixpunkte zu finden. Es blieb uns also nichts anderes übrig als uns mit den Steigeisen über Schnee und Fels nach unten zu arbeiten. Das geräumige Biwak überraschte uns mit einer sehr komfortablen Ausstattung. Ein großer Holzofen zum Heizen und Kochen mit genügend Holz und eine komplette Küchenausstattung fanden wir vor. Wir machten uns auch gleich daran alle Töpfe mit Schnee zu füllen um Wasser zum Kochen und für die Teezubereitung zu bekommen. Mit dem ersten Tageslicht begannen wir am nächsten Tag den Aufstieg zum Täschhorn. Im zunächst schneefreien Südgrat konnten wir wunderschön klettern. Nach etwa 400 Höhenmetern zeigte sich der finale Gipfelaufbau aber sehr verschneit. Das Risiko wollten wir nicht eingehen und brachen den Aufstieg ab. Über den sehr spaltenreichen Weingartengletscher stiegen wir direkt zur Täschhütte ab. Jetzt hatte der Schneefall der Vorwoche den Vorteil, dass die kleineren Spalten gut geschlossen waren. Die großen offenen Spalten konnten wir leicht umgehen. Nach einer weiteren Nacht auf der Täschhütte kehrten wir ins Tal zurück. Mit dem Zug fuhren wir nach Zermatt. Was für ein Kontrast, nach den ruhigen Tagen in den Bergen ins wuselige Zermatt zu kommen. In einem Straßenkaffee ließen wir das Szenarium auf uns wirken. Wir hatten aber noch den Aufstieg zur Rothornhütte vor uns. 1600 Höhenmeter zu bewältigen, das ist in Ostalpen schon eine gehörige Gipfeltour, hier in den Westalpen hat man gerade mal die Hütte erreicht. Die Nacht in dem eisig kalten Steinbau der Rothornhütte auf 3189 Metern war schon etwas frisch. Wir waren froh als um 2:45 Uhr der Wecker klingelte. Heute wollten wir auf die Wellenkuppe steigen und wenn möglich weiter zum Obergabelhorn klettern. Im Schein der Stirnlampen stiegen wir übern den Triftgletscher zum Ostgrat der Wellenkuppe. Über den anspruchsvollen Felsgrat erreichten wir eine Firnflanke die uns schließlich zum Gipfel auf 3903 Metern führte. Das nahe Obergabelhorn lockte, so stiegen wir den westlichen Firnhang hinunter, überkletterte einen Felszacken und stand dann 80 Höhenmeter unter dem Gipfel. Aber dazwischen lag noch ein sehr steiler und stark überwechteter schneidiger Firngrad. Nach einigem Abwägen entschieden wir uns das Risiko nicht einzugehen und kehrte schweren Herzens um. Für den nächsten Tag hatten wir eigentlich das Zinalrothorn geplant. Aber die Berichte von anderen Bergsteigern die wegen der enormen Neuschneemassen auch dort umkehren mussten machten den Plan zunichte. So stiegen wir stattdessen ganz gemütlich nach Zermatt ab. Dabei ließen wir die Tourenwoche noch einmal Revue passieren. Natürlich war es schade, dass wir nicht alle Gipfel erreicht haben, aber die sehr schönen Erlebnisse in der Woche überwogen. Und was die Kosten für die Tour angeht, ist ja bekanntlich das Geld in der Schweiz gut angelegt.